Persönlicher Erlebnisbericht zum Schnupperangeln am 09.12.2018

von Daniel Prütting

Das erste Mal…

Es ist Sonntag früh 7 Uhr, der Regen prasselt an meine Windschutzscheibe und ich frage mich, wer sich an diesem unwirtlichen Morgen im Dezember wohl noch auf den Weg machen wird. Schnupperangeln ist angesagt, der krönende Abschluss des letzten Fischerei-Lehrgangs. An den Sandgruben östlich von Amberg treffen wir uns: Ein paar Lehrgangsteilnehmer, die zeitnah ihre Online-Prüfung absolviert haben und nun dem morgendlichen Sauwetter trotzen wollen, um vielleicht den ersten Fisch ihres Lebens an Land zu ziehen. „Raubfischangeln“ heißt heute die Devise und alle lauschen den Ausführungen von Tim, Günter und Peter vom Fischereiverein Amberg, worauf es beim Zander- und Hechtangeln denn so ankommt. Allein die Vielfalt der möglichen Köderarten – von totem Weißfisch über Blinker, Spinner und Wobbler bis hin zum Gummifisch mit Jigkopf oder Streamer – lässt uns Anfänger erstmal ratlos in die Köderkiste blicken.

Foto: TJ

Weil es noch früh am Morgen ist und der Regen aufhört, starten die meisten mit der „Jagd“ auf Zander per Gummifisch. Die erste Herausforderung liegt im Auswerfen der Angel. Es dauert eine Weile, bis man den Bogen einigermaßen raus hat. Klappt mitten im Wurf der Schnurfangbügel herunter, schlägt der Kunststoffköder mit lautem Platschen vor mir auf das Wasser. Nach einer Stunde steigen wir um auf Hechtfang. Mit Blinker oder Spinner scheint man gut beraten zu sein. Ein glitzerndes Metallblättchen wird dabei durchs Wasser gekurbelt und arbeitet sich taumelnd oder rotierend vorwärts. Worauf man (fisch) alles zu beißen bereit ist, wenn nur der Appetit groß genug ist…!

Foto: TJ

Dann werden Rufe von der gegenüberliegenden Seeseite laut. Der erste Hecht. „70 cm“ schätzt mein Angelnachbar ein. Er ist Fachmann, auf die Distanz hätte ich den Räuber für viel kleiner gehalten. Aber wie sich herausstellt, bringt er wirklich satte 74 cm aufs Maßband. Die Profis eben.

Foto: Peter Rall

Ich merke, wie das Angelfieber zuschlägt. Es gibt sie also tatsächlich, hier und heute an diesem Weiher, Raubfische, und das in fangfähiger Größe…! So lange haben wir gewartet auf unser „erstes Mal“ und mit jedem Auswurf und Einkurbeln wächst die Spannung, ob es auch bei einem von uns bald soweit sein könnte. Einen kurzen freudigen Moment hatte sicher jeder von uns gleich am Anfang, als sich die Schnur das erste Mal im Kraut verfangen hatte und man dachte, ein mächtiger Fisch lässt dort nicht los. Aber dann ruckelt es tatsächlich an meiner Rute. Erst etwas zaghaft, dann mit größerer Kraft. „Ich glaube, ich hab‘ einen!“ rufe ich zu Peter und bin froh, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie er mir mit dem Kescher zu Hilfe eilt. Ich sehe das Weiß des Fischbauches. Es ist ein Hecht. Dem armen Kerl wird im kalten Wasser nicht besonders nach großem Drillkampf zumute sein. Rund 47 cm bringt er und darf auch gleich wieder zurück ins kühle Nass.

Foto: Peter Rall

Ich beschließe, den erfolgreichen roten Goldfischwobbler weiter zu verwenden, obwohl er sich als sinkender Köder leicht im Kraut verfängt. Wieder kommt ein großes „Hallo“ von der anderen Seeseite. Diesmal ist es Tim, der auch einen kleinen Hecht gefangen hat. Ein wenig beginnt es zu regnen, aber das ist nun egal. Wen das Jagdfieber gepackt hat, der spürt weder Kälte noch Regen.

Wieder schlägt die Angel an. Sollte sich mein anfangs etwas verkanntes Goldfischlein doch als überaus fängiger Spezialköder entpuppen? Die Rute gibt Aktion. Dann ein ungläubiges Staunen. Ein Spiegelkarpfen naht sich der Uferzone. Diesmal hilft Tim beim Abködern und wir beeilen uns für ein schnelles Foto. Knapp 40 cm. Aber der Bursche hat Glück. Der Weiher ist aktuell für Angeln auf Friedfische gesperrt, also darf er wieder zurück in seine Welt.

Foto: TJ

Wir philosophieren über die Frage, wie ein Karpfen an eine Raubfisch-Angel kommt, schließlich saß der Haken unten am Maul. Entweder er hatte es sich schon zur Winterruhe gemütlich gemacht und wurde nichtsahnend vom vorbeiziehenden Drillingshaken einfach „eingesammelt“, oder der Herbsthunger hatte ihn noch umgetrieben und er hatte das leuchtende Goldfischchen versehentlich mit einem leckeren Pfirsich verwechselt. Das wäre dann mal eine Anregung für die Ansitzfischer auf Karpfen im nächsten Sommer…

Ein schöner Schnupperangelvormittag geht viel zu schnell zu Ende. Am Ende haben wir alle das Gefühl, „angebissen“ zu haben bei einer neuen Leidenschaft und freuen uns schon auf unser „zweites Mal“. Ein herzlicher Dank an alle unsere Ausbilder und Verantwortlichen des Vereins für einen sehr guten Kurs und eine super Prüfungsvorbereitung.

Euch anderen Kursteilnehmern wünschen wir noch viel Erfolg bei der Online-Prüfung, hoffentlich keine allzu lange Wartezeit auf Euren „Lappen“ und ein ebenso spannendes Schnupperangeln, wie es heute bei uns der Fall war.

Petri Heil!

Daniel Prütting